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31.10.2024 - JMG 3/2024, S. 297; Reinhard Resch |
... EINE AUßERORDENTLICH GELUNGENE ARBEIT ... |
[...] Es ist in der Sache eine außerordentlich gelungene Arbeit, bei der die Autorin insb auch im Bereich der Medizin umfangreiche Vorerkundigungen und Nachforschungen angestellt hat. [...]
Was auf der medizinischen Ebene offenbar bereits ausreichend klar wissenschaftlich gesichert ist, bringt dennoch auf der rechtlichen Ebene neuartige Rechtsprobleme, denen sich die Autorin widmet, wobei auch der Rechtsvergleich vor allem mit Deutschland gezogen wird: Ausgangspunkt ist der Befund, dass de lege lata der Einsatz von Placebos nicht ausdrücklich gesetzlich geregelt ist. In der unmittelbaren Rechtsbeziehung zum Patienten ist man daher gezwungen, aus den allgemeinen Regeln des Medizinrechts bzw des Zivilrechts das angesprochene Phänomen zu lösen.
Zentral ist die Untersuchung der relevanten Regelungen des positiven Rechts im Hinblick auf die spezifischen Probleme eines Placeboeinsatzes. Die Autorin weist darauf hin, dass der Einsatz von Placebos grundsätzlich dem Stand der medizinischen Wissenschaft entspricht und dem Grunde nach daher rechtmäßig ist.
[...] Interessant ist etwa die Einordnung von Placebos in das Ordnungssystem des AMG (S 158 ff) aber auch – als ganz wesentliches Rechtsproblem – der Abschnitt über die Parameter für eine rechtskonforme Aufklärung im Fall eines Placeboeinsatzes (S 372 ff). Spannend sind dabei die konkreten Ausführungen zur Frage, wie denn nun wirklich die Aufklärung rechtskonform geschehen kann, ohne den Placeboeffekt zu verlieren.
Es ist ein sehr umfassendes und wirklich gelungenes Werk, die Arbeit hat sich zweifelsohne gelohnt. |
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08.01.2025 - JBl 12/2024, S. 822f; Karl Stöger |
[ES] SOLLTE DIESES WERK IN KEINER öSTERREICHISCHEN MEDIZINRECHTLICHEN BIBLIOTHEK FEHLEN. |
Das hier zu besprechende Werk, die publizierte Version einer Dissertation an der Universität Innsbruck, widmet sich einem in der medizinischen Praxis (wie die Autorin selbst im empirischen Kapitel ihrer Arbeit nachweist) sehr wichtigen, aber jedenfalls in der juristischen Literatur in Österreich bislang nur sporadisch untersuchten Thema. Schon deshalb sollte dieses Werk in keiner österreichischen medizinrechtlichen Bibliothek fehlen. [...]
Die Frage, ob eine Placebobehandlung eine Heilbehandlung oder ein Heilversuch ist, löst die Autorin mit Bedacht und gut begründet iS eines "beweglichen Systems" [...].
Auch die Frage der Kostenübernahme durch die Sozialversicherung wird eingehend (samt Rechtvergleich mit Deutschland) und mit ansprechenden Überlegungen behandelt. Durchaus interessant ist auch der Blick in die Praxis, indem ein Leitfaden des LKH Innsbruck zum Placeboeinsatz vorgestellt und moderat kommentiert wird. [...]
Viel Neues bringt dann das empirische Kapitel, das große Anerkennung verdient. Die Autorin hat zahlreiche Ärzt*innen in Österreich über ihre Erfahrungen mit Placeboeinsatz befragt und zahlreiche interessante Auswertungen angelegt. [...]
Zusammenfassend ist nochmals festzuhalten, dass dieses Werk in keiner österreichischen medizinrechtlichen Bibliothek fehlen sollte. Es ist mit großer Akribie recherchiert und bietet insbesondere im dritten Kapitel eine sehr tiefgehende Analyse der Rechtsfragen des Placeboeinsatzes in mehreren Gebieten des Medizinrechts. Eingebettet ist dieses Kapitel in eine Arbeit, die auch die medizinisch-psychologischen Hintergründe des Placeboeinsatzes sowie Haftungsfragen desselben eingehend darstellt und schließlich auch die (nach empirischen Methoden ermittelte) Sicht der Ärzt*innen auf das Thema darstellt. Mehr kann man sich nicht wünschen, [...]. Das soll aber nicht allzu sehr vom großen Verdienst der Autorin ablenken, für das österreichische Recht ein Standardwerk zu (nicht nur) rechtlichen Fragen des Placeboeinsatzes vorgelegt zu haben. |
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